Zurück in die Zukunft
Kongress im Baskenland diskutierte einen neuen Anarchosyndikalismus
In Barakaldo, der proletarischen Vorstadt von Bilbao, wurde am vergangenen Wochenende diskutiert, wie eine Besinnung auf Vergangenes in die Zukunft führen könne. Auf Einladung der Gewerkschaft »Confederación Nacional del Trabajo« (CNT) wurden Schritte zur Neugründung der anarchosyndikalistischen Internationalen ArbeiterInnen-Assoziation (IAA) erwogen.
Angereist waren Vertreter der deutschen Freien Arbeiterinnenund Arbeiterunion (FAU), der In-
Leider hat die CNT keine Antwort darauf, warum der im spanischen Bürgerkrieg so starke Anarchosyndikalismus seine Bedeutung verloren hat.
dustrial Workers of the World (IWW) und IWW-Vertreter aus den USA, Irland, Kanada, Großbritannien und CNT-Vertreter aus Frankreich sowie Anarchosyndikalisten aus Polen, Italien, Griechenland, Paraguay, Argentinien und Brasilien.
Initiiert wurde der Kongress von der spanischen CNT, der FAU und der italienischen USI. Angesichts globalisierter Angriffe auf die Arbeiterklasse sei ein »internationaler revolutionärer Syndikalismus« nötig, eine »internationale Option, um »Einfluss auf gewerkschaftliche Kämpfe nehmen und sie koordinieren zu können«, so CNT-Generalsekretär Martin Paradelo Nuñez gegenüber »nd«. Das sei »zentral« in einer globalisierten Wirtschaft, in der sich auf politischer Ebene »Prozesse nationalistischer Isolation, mit der Schließung von Grenzen, Kontrolle der Bevölkerungsbewegungen« zeigten.
Kleinstgruppen mit »nicht mehr als einigen Dutzend Mitgliedern« könnten da nichts ausrichten. Gefragt sei eine konfrontative Gewerkschaftsvereinigung, die auf direkte Aktion setze. Diese müsse freilich die Verschiedenheiten respektieren, die es zwischen industrialisierten, Schwellen- und Entwicklungsländern sowie auf kultureller Ebene gäbe.
Das Treffen war kein Gründungskongress, so Paradelo. Es sei darum gegangen, sich über eigene Projekte und jeweilige Vorstellungen über eine internationale Organisation auszutauschen. »Es wurden aber noch keine Beschlüsse gefasst«, so der CNT-Generalsekretär. Ein dynamischer Prozess solle eingeleitet werden, der gegebenenfalls in einen Gründungskongress münden soll.
Leider hat die CNT keine Antwort darauf, warum der vor und im spanischen Bürgerkrieg so starke Anarchosyndikalismus der CNT und ihres militanten Arms FAI seine Bedeutung verloren hat. Gerade im Baskenland gibt es eine starke revolutionäre Gewerkschaftsbewegung, die mit ELA und LAB sogar oft Mehrheiten in Betrieben stellt. Eine Zusammenarbeit ist aber schwierig, weil die CNT Strukturen wie Betriebsräte ablehnt und ihnen eigenen entgegenzustellen versucht.
Dieses Konzept führte dazu, dass sich die CGT 1977 von der CNT abgespaltet hat. Mit 80 000 Mitgliedern ist ihr Einfluss in bestimmten Sektoren stark. Man wolle zwar mit Gewerkschaften wie der CGT Aktionseinheiten in Kämpfen bilden, doch für die CNT und die geplante Internationale ist ihr traditionelles Modell eigener Betriebsverbände »unangreifbar«. Es »entwickelt sich in immer mehr Betrieben, wie die Kämpfe der letzten Jahre gezeigt haben«, sieht der CNT-Generalsekretär optimistisch in die Zukunft.